Die CeBIT 2013 fand traditionell vom 5. bis 9. März 2013 statt, Partnerland war Polen. Das Leitthema der CeBIT lautete „Shareconomy“ und sollte das umfassende Teilen von Wissen und Erfahrungen in Unternehmen zwecks einer besseren Zusammenarbeit beinhalten. Wie gesagt: In Unternehmen! Um Privatanwender kümmert sich die CeBIT nach einem kurzen Test als Consumer Messe nicht mehr allzu intensiv.
Die Unterthemen sind dann auch wenig überraschend: Big Data, Cloud Computing und Mobilität sind sowieso die großen Themen der IT-Fachleute. Social Media goes Social Business. Und da ist ja auch noch das Internet der Dinge. Mein persönlicher Rundgang durch die Messehallen orientierte sich dann doch mehr an den Alltagsaufgaben eines digital vernetzten Normalbürgers.
Nachdem Brasilien auf der CeBIT 2012 eine wirklich grandiose Präsentation samt Show und Party mit Carlinhos Brown geboten hatte, konnte das Partnerland Polen nicht mehr mithalten. Mir wurde nicht so recht klar, was auf ihrem Stand denn nun vermittelt werden sollte. Ausser der Begeisterung einer aufgeschlossenen gut ausgebildeten IT-Generation für den Europa-Spielplatz.
Polen präsentierte sich Rot & Jung
Home is where my Router connects
Die Consumer unter den Messebesuchern lieben den AVM Stand mit der Ausstellung aller aktuellen Router-Modelle und den vielen hilfsbereiten Beratern. Man könnte fast glauben, dass in Deutschland kaum noch Alternativen zu Speedports und Fritzboxen verkauft werden. Leider hat AVM mit seinem Flaggschiff Fritz!Box 7390 kein Meisterwerk abgeliefert. Die vielen Klagen über Verbindungsprobleme des internen Modems in den Foren und Produkt-Reviews sprechen eine eigene Sprache.
Nun stellt AVM den Nachfolger Fritz!Box 7490 vor. Die Box wurde von Grund auf neu entwickelt und wirkt um gefühlte 30% voluminöser. Ein Grund könnte die oft bemängelte Hitzeentwicklung aktueller Fritz!Boxen sein. Mir wurde aber erklärt, dass neue Antennen für den superschnellen WLAN Standard ac+n mit 1.300 MBit/s (5 GHz) und 450 MBit/s (2,4 GHz) gleichzeitig und eine bessere Entstörung aller Komponenten eben mehr Platz im Gehäuse brauchen.
WLAN AC sorgt Gigabit-Geschwindigkeiten bis 1.300 MBit/s im kabellosen Heimnetz
Neben 4 Gigabit LAN Ports soll auch USB 3.0 an den Schnittstellen zur Verfügung stehen. Aktuell gibt es noch kaum Geräte, die den neuen superschnellen WLAN Standard unterstützen. Das könnte aber beim geplanten Marktstart der Fritz!Box 7490 im 3. Quartal 2013 schon anders aussehen. Auf jeden Fall sollten sich Early Adopter schon mal 300€ für die große Box zur Seite legen. Und etwas mehr Platz auf dem Board frei räumen.
Big in Data
Wer mit den Themenschwerpunkt Big Data nur Facebook und Voratsdatenspreicherung verbindet, muss sich bei Anzugsträgern an wahrlich imposanten Messeständen mal updaten lassen.
Das ist nicht der Twitter Fail Whale
Diese Messe Spezies wird auf der CeBIT aber immer seltener, auch wenn sich hier mal einer ins Rampenlicht einer IBM Simulation traut.
Virtual Shopping auf dem Laufband
Das hat auch die Messegesellschaft erkannt und wird wohl schon 2014 gegen steuern. Man munkelt rund ums Pressezentrum, dass sich die CeBIT 2014 endgültig vom Consumer verabschieden will um eine reine Industriemesse für Fachleute zu werden. Wieder mal Back-to-the Roots. Also noch weniger Give-Aways, Bikini-Girlies und Tragetaschen. Coffee-to-Go und Freigetränke für Jedermann waren jetzt schon schwer zu organisieren.
Hase und Igel
Die Geschichte vom Hasen und Igel neu aufgerollt. Wohin der User sich auch wendet, dass Internet ist schon da. Dieser Luxuschlitten zog natürlich die männlichen Besucher magisch an. Leider war der beworbene Hotspot nur für Insassen verfügbar. Die revolutionäre Idee eines mobilen Hotspots für Jedermann auf den verstopften Strassen wurde von BMW nicht umgesetzt.
Hot! Hot! Hot! Teurer fahrbarer Generator für einen Hotspot
Ob der verbaute Hotspot ebenso überdimensioniert ist wie der integrierte unzeitgemässe 320 PS Motor wurde nicht mitgeteilt.
So kommt das Telekom LTE endlich in ländliche Gegenden
Start Me Up
Die moderne Fassung urbaner Mobilität sieht eher so aus: in Halle 16 stellen unter der Marke „Code-N“ junge Gründer ihre Vorstellungen von der Zukunft aus: Fluggeräte, Elektrofahrzeuge, Apps oder Umweltschutz. Konzerne wie BMW oder SAP sind hier nicht vertreten. Ihre Ingenieure können hier entspannen. Und Rumgucken was sonst noch so geht.
Dein Smartphone öffnet diese Tür, wozu liegt dann ein Schlüssel im Handschuhfach?
Dieses Carsharing Projekt war noch so unfertig, dass die zugehörige App das Fahrzeug nicht starten konnte. Der Starter-Schlüssel lag im Handschuhfach. Hier geht noch was. Aber erst mal her mit den Investitionen der Start-Up Inkubatoren. Auch hierfür wird die CeBIT immer wichtiger.
Network Attached Television
Und zum Schluss zurück ins Wohnzimmer, oder zumindest in die komfortable Business Lounge mit medialen Präsentationsangeboten. Klassisches TV ist OUT, Streaming über das Web oder von eigenen NAS Geräten IN. Der Hersteller QNAP stattet seine professionellen NAS Systeme denn nun auch mit einem HDMI Ausgang aus. So wird die NAS Box zum Präsentationszentrum für HD-Inhalte. Ein Trend, der sicher auch bald unsere Wohnzimmer erreichen wird. Wer zu Hause einen SMART TV mit Streaming Box und NAS Station vernetzt, kann sich mit den festen Sendezeiten der TV Stationen nicht mehr so recht anfreunden.
Ausblick auf 2014
Wie schon erwähnt: Einige Gesprächspartner an den Ständen setzen ihre Hoffnungen darauf, dass sich die kommende CeBIT 2014 mehr an Unternehmen und nicht mehr so sehr an private Anwender ausrichten werde. Das klingt verdächtig nach einer Erhöhung der Eintrittspreise. Eine Konzentration auf Fachbesucher dürfte auch den Veranstaltungszeitraum verschieben. Traditionell von Dienstag bis Samstag terminiert, würde der mögliche Wegfall des Samstages keinen Firmenvertreter grosses Bedauern entlocken.
Aber eines müssen sie beachten. Der Consumer von heute wird sich professionalisieren. Und dann ist er doch wieder da. Auf der beliebten CeBIT in Hannover. Das Auslaufmodell CeBIT 2013 wird sich neu erfinden.
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